Unser Schulblog - Von SchülerInnen für SchülerInnen
2025-03-25
Thomas Sankara – der Begründer Burkina Fasos
Thomas Isidore Noël Sankara ist ein recht unbekannter Mann, obwohl er in seiner Lebenszeit das Leben vieler Menschen in seinem Land maßgeblich verbessert hat. Sankara hat dem afrikanischen Land Obervolta nach dessen Unabhängigkeit von Frankreich lang ersehnte Stabilität und Wohlstand gebracht, was damals in Afrika sehr unüblich war. Er hat mit dem Sozialismus die Lage der Menschen in Burkina Faso stark verbessert und hat sich für eine Unabhängigkeit der ehemaligen Kolonien und eine Verringerung des europäischen Neoimperialismus in Afrika eingesetzt. Trotz seiner enormen Beliebtheit in seinem Land blieb Sankara stets bescheiden. Er verbot es, Porträts von sich aufzuhängen, da er einen Personenkult wie im Ostblock um sich vermeiden wollte. Er lebte außerdem relativ bescheiden, sein Besitz beschränkte sich auf ein Auto, vier Motorräder, drei Gitarren, einen Kühlschrank und eine kaputte Gefriertruhe. Er senkte als Präsident außerdem sein Gehalt auf nur 450 Dollar.
Werdegang
Thomas Sankara wurde am 21. Dezember 1949 in Yako geboren. Er absolvierte das Collége und gehörte zum ersten Jahrgang der nationalen Militärakademie Obervoltas. Er wurde in der Hauptstadt des Landes durch seine Arbeit in einer bekannten Band berühmt. Er wurde 1980 inhaftiert, als er sich weigerte, die illegale Militärregierung zu unterstützen. 1983, als die ursprüngliche Militärregierung gestürzt wurde, beteiligte sich Sankara als Premierminister an einer neuen Militärregierung unter Jean-Baptiste Ouédraogu. Er nutzte sein Amt für den Kampf gegen Korruption und forderte die Rückkehr zu einer zivilen Regierung. Dies führte dazu, dass er schließlich erneut inhaftiert wurde. Eine direkte Beteiligung Frankreichs an seiner Verhaftung liegt äußerst nahe, da er kurz nach einem Treffen mit dem französischen Berater Jean-Christophe Mitterrand verhaftet wurde. Gegen seine Verhaftung gab es starke öffentliche Proteste.
Machtübernahme
Am 4. August 1983 organisierte Sankara zusammen mit seinen Genossen Blaise Compaoré, Jean-Baptiste Ligani und Henri Zongo einen Staatsstreich. Er wurde vermutlich von Libyen unterstützt, da dieses sich am Rande eines Krieges mit Frankreich befand und den französischen Einfluss in Afrika verringern wollte. Sankara wurde schließlich Vorsitzender des neu geschaffenen Nationalen Revolutionsrates CNR und Präsident von Obervolta. Am ersten Jahrestag der Revolution benannte er das Land von Obervolta in Burkina Faso um, was übersetzt so viel wie „Land der Unbestechlichen“ heißt.
Regierungszeit & Errungenschaften
Obwohl seine Regierung nur 5 Jahre anhielt, erreichte Sankara in dieser Zeit enorme und bedeutende Fortschritte in seinem Land. Er ließ innerhalb weniger Wochen Millionen von Kindern gegen häufige Krankheiten wie Meningitis, Gelbfieber und Masern impfen. Außerdem stieg dank seiner Initiativen die Alphabetisierung in Burkina Faso innerhalb von nur 5 Jahren von 13% auf 73%. Sankara war auch die Gleichberechtigung von Frauen sehr wichtig. Er verbot barbarische Praktiken wie Zwangsehen oder Genitalverstümmelungen und ernannte viele Frauen in hohe Regierungsämter.
Sankara tat auch viel für die wirtschaftliche Entwicklung Burkina Fasos. Er ließ Ziegelfabriken bauen, um große Wohn- und Infrastrukturprojekte durchführen zu können und somit die weit verbreiteten Slums zu beseitigen. All dies erreichte Sankara ohne die Zusammenarbeit mit westlichen “Entwicklungshilfen”, da er Verwicklungen und Abhängigkeiten vermeiden wollte.
Sankara nahm auch viele symbolische Maßnahmen vor, die zeigten, dass Sankara auch selbst sparsam war und sich mäßigte, um das Land voranzubringen. Zum Beispiel verkaufte er die teuren Mercedes-Autos der vorherigen Regierung und ersetzte sie durch das billigste Auto, das zu dieser Zeit im Land erhältlich war (den Renault 5). Auch verbot er sich selbst und anderen Beamten, Chauffeure einzustellen und Flugtickets in der ersten Klasse zu verwenden.
Er förderte auch die Kultur Burkina Fasos, indem er von Beamten verlangte, traditionelle in Burkina Faso hergestellte Tuniken zu tragen, um das Volk zu ermutigen die eigene Kultur auszuleben und sich nicht zu sehr von der französischen Kolonialisierung beeinflussen zu lassen. Sankara war auch ein geübter Gitarrenspieler und verfasste selbst die Nationalhymne des Landes.
Absetzung & Ermordung
Am 15. Oktober 1987 kam die Regierung Sankaras schließlich zu einem gewalttätigen Ende. Sankara wurde bei einem Staatsstreich seines ehemaligen Verbündeten Blaise Compaoré ermordet. Seine Todesumstände wurden jedoch als natürlicher Tod verschleiert, bis lange Zeit später eine Untersuchung zur Feststellung kam, dass er ermordet wurde. Nach Sankaras Tod nahm Compaoré die von Sankara getätigten Wirtschaftsreformen größtenteils zurück und “öffnete” das Land gegenüber westlichem Kapital. Eine ausländische Beteiligung an dem Staatsstreich konnte nicht eindeutig bewiesen werden, jedoch ist eine Beteiligung Frankreichs aufgrund der gefährdeten französischen Interessen durch Sankara äußerst wahrscheinlich.
Von FB
Herr Majowski - 17:08:01 @